Kapitel 29 – Sayokos Blut II
Kapitel 30 – Die Vision gefangen von den Shal
Kapitel 31 – Die Macht des Lichts
Kapitel 32 – Eine wilde Zugfahrt
Kapitel 33 – Verkleide dich
Kapitel 34 – Gedanken über Gedanken
Kapitel 35 – Ankunft im Med-Dorf
Kapitel 29 – Sayokos Blut II
Da standen sie nun. Zusammen mit Sayoko in der Mitte eines riesigen Saales, umgeben von lauter Shal. Sayoko fasste es immer noch nicht, dass die anderen sie gefunden hatten und ihr sogar halfen. Sie war doch bisher so kalt zu ihnen gewesen. Außerdem versuchte sie auch wirklich keine Freundschaften einzugehen. Aber trotzdem ist es passiert. Wieso nur? Ein komisches Gefühl macht sich in ihr breit. Es fühlte sich warm an und als ob tausende Dinge in ihr rumkrabbeln würden. War es etwas Liebe?
Nein, das konnte nicht sein.
Sie schaute sich um. Sie sah in die Gesichter von Ginta, Oto, Ryoma und Jumon. Wieder durchfuhr sie dieses Gefühl.
Einerseits hatte sie Angst, aber diese verflog schnell. Andererseits wollte sie dieses Gefühl nie wieder verlieren. Es fühlte sich für sie so unbeschreiblich toll an. War es etwa das selbe wie damals? Nein. Irgendwie war es anders. Diesmal fühlte sie sich geborgen und geholfen.
„Danke….“, nuschelte sie.
„Lasst uns beginnen!“, rief Ryoma und strecke seinen Arm provokant nach oben.
Gleich zu Anfang stürmten einige Shal auf Ryoma und Ginta zu und attackierten sie mit Schwertern und Schlagstöcken. Für Ryoma war es wirklich nicht schwer, gegen fünf Schwertkämpfer gleichzeitig anzutreten. Seine Bewegungen und die des Schwertes waren eins. Sie bildeten sozusagen eine Einheit.
Ginta bekämpfte andere mit seinem Stab.
Oto blieb in der Mitte stehen und unterstützte alle, so gut es nur ging. Sie versuchte einige Shal mit ihrem Messer zu verwunden.
Jumon beschwörte wieder einen seiner Geister, die für ihn kämpften. Dieser war sehr wendig. Seine langen Arme und Beine hatten scharfe Krallen, die viele Shal stark verletzten.
Sayoko war immer noch so fasziniert davon, wie sehr sich diese vier Personen für sie einsetzten. Sie hob ebenfalls ihren Dolch und stürzte sich in das Getümmel.
Besonders sie bekam viel Unterstützung von Oto. Für einen Moment vergaß sie den ganzen Schmerz, den sie durch ihren Vater ertragen hatte. Sie fühlte sich nun freier.
Der Kampf ging weiter. Ginta attackierte nun auch mit Windstößen und schleuderte so mehrere Shal gleichzeitig zurück.
Nach einiger Zeit veränderte sich der Kampfablauf etwas. Dieser magische Angriff von Ginta setzte grünes Licht für die Magier unter den Shal. Ginta kletterte wieder auf eine der Fensterbänke und attackierte weiter mit seinen Wind-Attacken. Jumon kämpfte beiseite des Geistes und Ryoma kümmerte sich nun nur noch um die Nahkämpfer. Kleine Wunden die alle davon trugen heilte Oto schnell und so ging der Kampf unaufhörlich weiter.
Sayoko tanzte fast durch die Menge der Shal und erledigte einen nach dem anderen.
Die Magier unter den Shal begannen nun Zauber wie Pecibur, eine Art Erdbeben, oder Sorka, eine Donnerklinge, auf zu sagen und schwächten die fünf enorm. Ginta und Oto wehrten aber die meisten dieser Attacken mit dem entsprechenden Winden oder Wassertürmen auf.
Als ungefähr die Hälfte der Shal auf dem Boden lagen, stürmten wieder genauso viel Shal von den Eingängen in den Saal herein.
Ab und zu konnte man ein Lachen von Sayokos Vater, Goyoko, hören, das Sayoko nur noch mehr anspornte.
Jeder unserer Freunde konnte spüren, welche geballte Kraft sie entwickelte.
Glücklicherweise stoppte der „Nachschub“ der Shal allmählich.
„Gib dich geschlagen, Sayoko“, sprach ihr Vater, „Du wirst den Tod deiner Mutter niemals rächen! Niemals, hast du verstanden!?“
Er fing wieder an, so verrückt zu lachen und nippte an seinem Wein.
Sayoko blieb stehen. Um ihr rum lagen ein Haufen von reglosen Körpern. Sie entwickelte eine immense Aura, die für jeden spürbar wurde.
Die Konzentratzion aller lag nicht mehr auf dem Kampf, nein, sie blickten alle zu Sayoko. Langsam schritt sie dem Gitter entgegen.
„Wir glauben an dich!“, rief Ginta, der immernoch dabei war, Magier auszuschalten.
„Du packst das schon!“, antwortete Ryoma.
Dabei wussten alle gar nicht, was Sayoko nun vor hatte. Sie krallte sich mit ihren Händen an dem Gitter fest, das darauf hin anfing zu rütteln. Sie bewegte sich nicht großartig, weswegen dies ziemlich komisch aussah. Auf einmal zersprang das Gitter in tausend kleine Teile, die in alle Richtungen flogen.
Ihr langes Haar hing ihr über das Gesicht.
Sie ging weiter die Treppen hoch und stand vor ihrem Vater. Goyoko drückte wild alle Knöpfe seines Throns und versuchte sich auf irgendeine Art zu retten, was jedoch nicht klappte. Sayoko hob ihre Faust und schlug ihren Vater vom seinem Sitz, sodass er auf dem Boden lag.
Wiederholt hob sie ihre Hand und schleuderte nun eine schwarze Energiekugel auf ihn. Wie gelähmt lag er auf dem Boden.
Es herrschte Stille. Alle Shal waren nun von Ginta, Ryoma, Oto und Jumon komplett besiegt worden. Gespannt sahen sie dem Geschehniss zu.
„Böse Seele, wandelst du durch dunkle Pfade?“, sprach Sayoko, „Böse Seele, finde deine Ruh'“
Sie schlenderte zu ihrem Vater hin, kniete sich neben ihn und zog ihren Dolch aus der Halterung unter ihrem Mantel.
„Böse Seele, finde deine Ruh'“
Tränen der Trauer und auch der Erleichterung kullerten ihr Gesicht hinab. Ein paar davon tropften auf den Körper ihres Vaters.
Mit zitternder Hand rammte sie ihren Dolch in das Herz ihres Vaters.
Die Stille wollte nicht brechen. Ryoma drückte die weinende Oto an seine Brust. Jumon sah nur zu. Ginta, der sein Amulett in seinen Händen hielt, spürte den Schmerz den Sayoko durch machen musste. Er verstand sie nun. Er verstand, was sie fühlte, wie sie dachte.
Sayoko saß weinend an ihrem Vater. Der, durch das Blut beschmutzte, Dolch lag in ihrer Hand.
„Mutter…“, flüsterte sie, „Mutter… Ich habe es geschafft. Vater ist nun Tod. Er wird niemanden mehr etwas antun… Warum…. Warum hast du mir nie geantwortet? Ich lernte doch einzig und allein doch nur die Wahrsagerei nur damit ich einmal mit dir reden kann… ich…. ich vermisse dich, Mutter….“
„Ginta“, flüsterte Jumon zu Ginta gewandt, „Da… da ist jemand bei Sayoko….“
„Du meinst, ein Geist?“
„Ja… ein Geist…. Soll ich ihr?“
„Nein… lass mich das machen…“
Er ging zu ihr und saß sich neben sie. Sayoko blickte ihm direkt in die Augen und brachte kein Wort heraus.
„Sie…“, fing Ginta an, „Sie ist bei dir, in diesem Moment…“
Sayoko machte große Augen.
„Du meinst….?“, fragte sie erwartungsvoll.
Ginta nickte. In diesem Moment drückte sie sich fest an seinen Körper, worauf er rot wie eine Tomate wurde.
„Danke Ginta…“, nuschelte sie, „Danke für eure Hilfe…“
„Sayoko….“, sprach er weiter, „Würdest du uns die Ehre erweisen und weiter mit uns reisen? Es würde mich und vorallem auch die anderen sicherlich freuen.“
Ginta lächelte sie an.
„Ich werde gern weiter mit euch reisen.“
Beide standen auf.
„Ginta…. uns verbindet etwas besonderes. Du weißt, wir beide haben dieses eine ‚Abenteuer‘ erlebt. Außerdem….“
Sie nahm seine Hand und stach ein kleines Loch mit ihrem Dolch in seinen Zeigefinger. Danach tat sie das gleich bei sich. Anschließend drückte sie beide Fingerspitzen aneinander.
„Außerdem haben wir nun eine Blutsfreundschaft.“
Ginta grinste. Es fühlte sich nun viel mehr so an, als hätte er mit Sayoko eine starke Freundschaft begonnen.
„Sayoko ist nun ein offizielles Mitglied unserer Gruppe. Sie wird uns weiter mit begleiten“, verkündete Ginta stolz.
„Juhuu!“, rief Oto und umarmte Sayoko.
Sayoko grinste. Endlich hatte sie diesen Albtraum hinter sich gelassen.
Es folgte die Plünderung der Besitztümer von Sayokos Vater. Nun, eigentlich schnappte sich Sayoko nur eine Umhängetasche, packte dort ein Photo ihrer Mutter hinein und ein paar andere Dinge wie Kleidung und Accessoirs. Außerdem schnappte sie sich noch viel viel Geld und sorgte dafür, dass der Rest des Vermögens an Waisenhäuser und Straßenkinder gespendet wurde.
In der folgenden Nacht blieben sie noch in einem Recht billigen Hotel und wollten sich dann am nächsten Morgen auf dem Weg nach Kisha City machen, in der auf sie der Zug wartete. Dieser würde sie dann recht schnell und bequem nach Mayima bringen.
Kapitel 30 – Die Vision gefangen von den Shal
Nachdem Sayoko alles erledigt hatte, was sie in Prûo zu erledigen hatte, beschlossen die Freunde, weiter zu reisen. So machten sie sich fertig für die Abreise, aßen vorher noch etwas und machten sich dann auf den Weg.
Jumon schlug vor, die Nacht zu nutzen um in die nächste Stadt zu gelangen, sodass ein zu langer Aufenthalt in Kisha City nicht nötig wäre. Geschlafen hatten alle genug, also machten Ginta und seine Freunde sich abends auf den Weg von Prûo nach Kisha City. In dieser Stadt befand sich ein Bahnhof und einer der Züge sollte sie nach Mayima bringen. Denn von dieser Stadt aus war es wirklich kein weiter Weg mehr, bis zum Med-Dorf.
Die Nacht brachte eine eigenartige Kühle mit sich, die man sonst in diesen frühsommerlichen Tagen kaum erwartete. Die Freunde liefen still nebeneinander her, betrachteten den Mond und sahen ab und zu die leuchtenden Augen eines der nachtaktiven Tiere. Keiner traute sich, die Stille der Nacht mit unwichtigen Worten zu stören.
Sayoko fühlte sich irgendwie erleichtert. Endlich war sie dieses Gewicht los, das sie seid sie damals von Zuhause verschwunden war, mit sich trug. Nun konnte sie loslassen und musste nicht mehr an ihren schrecklichen Vater denken.
Am nächsten Morgen, nach dieser langen Wanderung, kamen sie endlich vor den Toren Kisha Citys an. Schöne Verziehrungen hatte das Tor nicht. Das einzig dekorative war ein durch die Witterung abgenutztes Relief eines Zuges. Als sie das Tor durchquerten, überblickten sie erstmal die Häuser und vor allem auch die Hauptstraße Kisha Citys. Es war wirklich eine schöne Stadt. Hier und da war ein kleiner Laden, in dem man interessante Dinge kaufen konnte. Ihr Weg führte sie an allerlei Geschäften und ständen vorbei. Bald sollten sie, nachdem sie einigen Schleichwegen, durch die industrielleren Gebiete der Stadt gefolgt waren, den Bahnhof erreicht haben. In dieser Gegend gab es einige riesige Lagerhallen, die auf noch größeren Grundstücken standen, umringt von hunderten aufeinandergestapelten Containern. Durch den grobmaschigen Zaun, den jedes Grundstück umgab, konnten die Freunde auf die stillen, großen Hallen werfen.
An diesem Tag war es extrem windig. Genervt machten sich Sayoko und Oto Zöpfe, denn der Wind schlug die Haare zu oft ins Gesicht. Ryoma, der ja schon einen Zopf trug, störte das nicht sonderlich.
Es lag etwas in der Luft. Ginta trug schon die ganze Zeit so ein komisches Gefühl in sich herum. Nicht nur der Wind, der sich immer wieder drehte, als suche er nach etwas, nein, sondern auch eine komische Anspannung in Ginta wendete und wirbelte in ihm in alle Richtungen seines Körpers. Gintas Amulett, das er wie immer um den Hals trug, fing in unregelmäßigen Abständen an, ganz leicht zu vibrieren. Ginta machte sich darüber keinen großen Kopf, denn er diese Vibrationen kaum wahrnahm.
Bis auf Jumon und Oto, die sich über die zahlreichen Aufschriften der Container unterhielten und aufblühten, blieben die anderen still. Vielleicht war es doch Müdigkeit, die sich langsam in ihnen breit machte. Vielleicht aber auch nur die Gedanken an etwas anderes.
Eine Zugfahrt erwartete die Freunde. Ginta erinnerte sich an einen Ausflug mit seinen Eltern und Soijitonoma. Wieder einmal eine dieser Erinnerungen, bei der er sich nur vage an das Aussehen seiner Eltern erinnerte. Er hatte eigentlich gar keine Photos von seiner Mutter und seinem Vater. Nur ab und zu hatte er davon gehört, wie Soijitonoma von dem wunderschönen Äußeren seiner Mutter schwärmte. Doch komischerweise fiel es Ginta, Jahr um Jahr, immer schwerer sich ein Bild von seiner Mutter zu machen. Bis er sie für die meiste Zeit des Tages, aus seinen traurigen Gedanken bannte.
Damals war es ein kühler Frühlingstag. Das Ziel jener Reise war ein riesiger Naturschutzpark nordöstlich von Kueteika, in dem Ginta und seine Familie wilde Tiere beobachten und auch ein Picknick machen wollten. Mit dem Zug war dieser Ort mit einer zweistündigen Fahrt leicht zu erreichen. Damals war Ginta noch total fasziniert gewesen und freute sich, als er zum ersten mal in eine alte Dampflok steigen durfte. Es war seine erste Zugfahrt überhaput gewesen.
Voller Aufregung setzte er sich direkt ans Fenster und klebte mit der Nase förmlich an der Scheibe. Diese wunderschönen Landschaften, die er erblickte, diese Bilder in Gintas Kopf von den Feldern, den Wäldern, dem Kirschblütenberg, sie alle kamen wieder hoch. Ob ihm das alles während der bevorstehenden Zugfahrt wieder passieren sollte? Er wusste es noch nicht.
Seufzend schritt er voran, dicht gefolgt von den anderen.
„Wartet mal“, forderte Jumon und blieb stehen. „Die Geister sind ziemlich unruhig, als wäre etwas schreckliches passiert. Was ist da nur los?“
„So wie der Wind“, murmelte Ginta und fuhr sich einmal durch die Haare.
„Ja, das nervt ganz schön“, brummte Sayoko, die sich wieder die Haare aus dem Gesicht strich, die nicht im Zopf waren.
„Wir sollten vorsichtig sein“, meinte Jumon nur, während er sich weiter Gedanken über diese Unruhe machte, die er nun auch verspührte..
Die Freunde gingen weiter.
‚Komisch’, überlegte Ginta. ‚Jetzt wo Jumon es erwähnte, merke ich auch wie merkwürdig alles ist. Es sind auch kaum Menschen unterwegs… richtig eigenartig…’
Schon bald erreichten sie den Bahnhof. Es war ein großes Bahnhofsgebäude, hinter dem die Gleise lagen. Sie betraten das Gebäude und erblickten einen Zeitungsstand, einen Laden, in dem man noch etwas zu essen kaufen konnte und die Information.
Sayoko, die das Geld bei sich trug, ging zuerst in die Information, um die Tickets zu kaufen. Die anderen beschäftigten damit, das Gebäude genauestens von Innen aus zu betrachen.
„Guten Morgen“, war Sayokos Begrüßung, obwohl es ja schon fast Mittag war.
„Hallo“, entgegnete der Angestellte in einem gestressten Ton.
„Ich würde gerne eine Zugfahrt für fünf Personen und eine Katze buchen. Es geht nach Mayima.“
Der Angestellte blätterte in einem Buch und fing an: „Heute fährt ein Zug nach Mayima. Die Katze kann kostenlos mitfahren.“
Danach sprach der Angestellte noch von dem Preis und Sayoko bezahlte sofort.
Als sie jedoch mit den Tickets in der Hand zurück zur Gruppe kam, hörten alle plötzlich eine gigantische Explosion. Es war sogar so schlimm, dass der Boden bebte.
„Das kommt von der Richtung, aus der wir kamen“, schoss es aus Jumon.
„Na dann, auf los geht’s los!“, lachte Ryoma und rannte los. „So was wollen wir uns doch nicht entgehen lassen!“
„Ich hab’s gewusst“, seufzte Ginta und massierte sich seine Schläfen. „Es musste ja kommen. Mein Gefühl hat es mir also schon verraten, dass etwas komisches passieren sollte.“
Die Freunde machten sich nun auf den Weg zurück, um herauszufinden, woher diese Explosion stammte.
Myu rannte neben Ginta her, denn das Auf und Ab der Tasche, während er rannte, tat ihr wohl nicht sonderlich gut.
Als alle ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatten, wiederholte sich das Geräusch einer Explosion. Jetzt liefen Ginta und seine Freunde noch schneller.
Das Gebiet der Lagerhallen war umzäunt. An manchen Stellen waren große Löcher darin oder es fehlten ganze Abschnitte, durch die man leicht hätte durchsteigen können.
Je näher sie dem Ort des Geschehens kamen, desto mehr Leute in Uniformen waren aufzutreffen.
„Was macht die denn hier?“, wunderte sich Oto, die nun langsamer lief. „Die sehen aus, wie Polizisten…“
Die anderen taten es ihr gleich und blieben dann stehen. Sayoko gab sich einen Ruck und sprach einen Uniformierten, der in der Nähe stand, an und fragte nach, was denn los wäre.
„Eine Gruppe komisch gekleideter Leute stiehlt Sachen aus den Lagerhallen. Wenn ihr dort hinter schaut“, er zeigte mit dem Finger an eine recht weit entfernte Lagerhalle, „dann seht ihr einige dieser Leute, die gerade mit unseren Männern kämpfen. Der Anführer dieser Bande benutzt ziemlich komische Magie…“
„Danke für die Info“, verabschiedete sich Sayoko und wandte sich zu den anderen. Sie ging ein paar Schritte weiter, sodass keine der Leute sie hätte hören können.
„Da sind Shal in den Lagerhallen“, flüsterte sie.
„Was wollen die jetzt schon wieder!? Die können auch nie Ruhe geben“, sagte Ginta wütend.
„Dann mischen wir sie doch auf!“, meinte Ryoma und streckte seine geballte Faust in den Himmel.
Dann kletterten alle über den ca. zwei Meter großen Zaun und liefen zu den Lagerhallen.
„HEY! Was macht ihr da!?“, brüllte einer der Männer ihnen hinterher. Sayoko drehte sich im Rennen um und streckte ihm die Zunge raus.
Es tauchten auf einmal immer mehr Shal auf, die die Gruppe aber nicht wirklich beachteten. Die Freunde schafften es, unbemerkt an einem Zentrum aus drei großen Lagerhallen anzukommen. Sie versteckten sich hinter den Hallen, denn davor spielte sich der Kampf zwischen den Uniformierten und den Shal ab. Wichtig war es jetzt, erstmal einen Plan zu finden, wie sie vorgehen sollten.
„Was ist unser Plan?“, leitete Oto ein.
„Wir teilen uns auf“, schlug Ginta vor. „Sayoko und Jumon nehmen sich diese Lagerhalle vor. Oto und Ryoma diese. Ich kümmere mich um diese in der Mitte. Wir erkundigen uns, was die Shal stehlen und vereiteln es so gut wie möglich, in Ordnung? Wie auch immer das geschehen soll, ihr lasst euch sicherlich was Gutes einfallen, stimmt’s?“
„Aber…“, versuchte Oto einzuwenden, bis sie von einem „Nichts aber!“ von Ginta unterbrochen wurde.
Dann machte er sich auf den Weg.
„Ich hoffe, er dreht nicht durch. Wir kennen seinen Hass gegenüber diesen Shal“, meinte Ryoma.
„Hoffentlich beherrscht er sich“, bemerkte Jumon.
„Ich hoffe, dass ihm nichts passiert“, meinte Oto. Danach teilte sich auch der Rest der Gruppe auf.
Ginta schlich mittlerweile durch die riesige Lagerhalle, in der ziemlich viele riesige Container standen, die denen von Draußen stark ähnelten. Ab und zu gingen ein paar Shal durch die Halle, doch Ginta hatte Glück, versteckte sich immer und ließ sich nicht erwischen. Für ihn war es dann ein kleiner Adrenalinschock, wenn er den Blick der Shal entging. Seine Aufgabe war es jetzt erst einmal, die Lage abzuklären.
Plötzlich kam wieder dieses komische Gefühl in ihm hoch. Es verwirrte ihn aber diesmal nicht, so wie vorher, sondern es leitete und führte ihn eher durch dieses Labyrinth der Lagerhalle.
Leise flüsterte eine unverständliche Stimme in Gintas Kopf. Überrascht darüber versuchte er genauer hinzuhören, doch es war nicht möglich, diese genau zu verstehen. Aber trotzdem wusste er, dass er jetzt etwas zu tun hatte. Er musste herausfinden woher dieses Flüstern kam und was es mit den Shal zu tun hatte.
Ginta kam zu einer Treppe. Langsam stieg er sie hinab und betrat einen Raum, der aus vielen gefängnisartigen Zellen bestand.
Plötzlich bekam er Kopfschmerzen, die Stimme wurde immer lauter, aber kein Shal oder weitere Personen waren in diesem Raum, wie er bemerkte, als er Zelle für Zelle einzeln betrachtete.
„Ginta“, flüsterte diese Stimme und er schritt zu einer gut verborgenen Zelle in einer Ecke des länglichen Raumes.
„Endlich bist du da“, sagte ein Mädchen mit langen blauen Haaren, die an den Gittern der Zelle stand und ihn erwartungsvoll anblickte. Tränen liefen ihr Gesicht hinab.
Ginta erwiderte erschrocken ihren Blick. Wer war sie?
Kapitel 31 – Die Macht des Lichts
Ginta öffnete die Zelle, sodass das Mädchen nun endlich frei war.
„Ich bin Shiana und du bist Ginta, nicht wahr?“, begrüßte sie ihn, als sie Aufstand und torkelte, sodass sie ihm in die Arme fiel.
Sie schien noch ein wenig schwach zu sein. Doch allein Gintas Umarmung gab ihr etwas mehr Kraft. Sie stellte sich wieder sicher auf den Boden.
„Ich… Ich habe so lange auf dich gewartet… Und endlich, endlich bist du da.“
Gintas Kopf wurde langsam immer röter und etwas schüchtern stotterte er: „W… Wer bist du?“
Das Mädchen mit den blauen Haaren seufzte.
„Wie gesagt, ich bin Shiana, Shiana Aroya. Du weißt doch, dass ich es war, die dich gerufen hat…“
„Du hast mich gerufen?“, fragte er etwas verwundert. „Lass mich raten, du… du bist dieses Mädchen aus meinen Träumen? Du warst also die geheimnisvolle Person, die mich gerufen hat?“ Ginta wurde nun einiges klar.
„Ja, das war ich“, sagte sie mit leiser Stimme.
‚Was ist sie für ein Mensch? Ich habe sie doch gerade erst kennengelernt und trotzdem kommt sie mir so bekannt vor. Liegt das nur an meinen Träumen? Mein Mal brennt wie verrückt und das Amulett vibriert so heftig, dass es mir fast ins Gesicht springt. Was passiert hier?’, sprach Ginta in Gedanken zu sich selbst.
Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete, befand er sich plötzlich in einem großen Saal.
„Wo bin ich hier?“, hallte es durch den riesigen Raum. Sein Echo wurde einige Male hin und her geworfen, dann verstummte es.
„Dieser Raum… Er… Er kommt mir so bekannt vor…“
Shiana stand mit ihm einfach da. Es war der Raum, von dem Ginta damals geträumt hatte, am Tag an dem seine Großmutter durch die Hand der Shal getötet wurde. Es war still.
Bevor Ginta jedoch noch etwas sagen konnte, fanden sich beide wieder in diesem kerkerartigen Gang wieder.
„Ich…“
„Tut mir Leid“, meinte Shiana nur.
Ginta schluckte. Er spürte immer noch etwas eigenartiges in sich. Verwirrt stand er da, fasste dann aber wieder einen klaren Gedanken.
„Komm mit“, bat er sie. „Ich muss wieder zurück zu meinen Freunden.“
So machten sich die beiden kurzerhand auf den Weg.
Er war nun verwirrter denn je. Das Mädchen mit den langen blauen Haaren, das ihm still folgte, war der Anfang einer Gedankenwelle, die in ihm losging und nicht mehr stoppte. Sie war so vertraut, aber dennoch fremd. Wieso sprach sie mit ihm in seinen Träumen?
Wieder verfallen in seinen Gedanken, betrachtete er Shiana, die neben ihm lief.
Mittlerweile tobte draußen ein erbitterter Kampf, zwischen den Uniformierten Leuten und den Shal. Oto, Ryoma, Jumon und Sayoko befanden sich in einer Menge von sich Bekämpfenden, deren Andrang kein Ende nahm. Doch plötzlich wurde die Zahl der Shal immer größer und es wurde zunehmend schwerer für die Freunde, gegen sie anzukommen.
Ryoma stürmte mit seinem Schwer quer durch die Menge und verletzte einen Shal nach dem anderen, die wie Dominosteine zu Boden fielen. Geschickt wich er den Angriffen anderer aus und benutzte sogar hier und da einen Shal als Sprungschanze. Mit einem Schwertangriff kombinierten doppelten Salto brachte er drei weitere Shal zu Boden und rannte wie ein geölter Blitz zurück zum Zentrum des Geschehens, um Oto zu schützen, die gerade dabei war sich mit einem Messer gegen einen recht großen Shal zu behaupten.
Jumon setzte sich meditativ an ein ruhiges Eckchen des Geschehens und bat einen seiner Geisterfreunde zu Hilfe. Diesmal beschwörte er wieder einen Geist in Form eines großen Schneemannes, der sich sofort ins Getümmel stürzte. Sayoko benutzte ihren Dolch, um einige Shal außer Gefecht zu setzen und teilte dazu noch ein paar starke Tritte und Schläge aus.
Der Kampf schien aber immer noch kein Ende zu nehmen und es wurde härter für die Freunde.
Mitten im Gemetzel stieß Ginta mit seiner Begleitung zum Rest der Gruppe, die sich jetzt alle an einem Punkt versammelt hatten.
Alle wunderten sich über das Mädchen, das Ginta hinterherlief.
Er erklärte, während er anfing mitzukämpfen, wer dieses Mädchen war und wo er sie gefunden hatte. Die Freunde unterbrachen ihren Kampf nicht, versuchten aber dennoch Shiana so nett es ging zu begrüßen und sich kurz vorzustellen.
„Sayoko und ich haben eine komische Maschine entdeckt. Als dann Ryoma und Oto zu uns stießen, flogen wir auf, da Ryoma ja diese Maschine kaputt machen musste“, erklärte Jumon, während er Ryoma grimmig ansah.
„Unser Plan wäre ja so perfekt gewesen“, seufzte Sayoko, die wieder einen Shal zu Boden streckte.
„So ist das also“, lachte Ginta, der auf einmal überraschend fröhlich war und grinste die Person an, die an diesem Übel wohl Schuld war. „Dann machen wir diese Shal doch fertig!“
Jetzt formten sie einen Kreis um Shiana, offensichtlicherweise um sie zu beschützen. Sie trug Myu auf den Arm, die so tat als würde sie Shal mit ihren Krallen zerkratzen, wie als würde sie selbst mitkämpfen.
„Das muss ja eine nette Begrüßung für dich sein, sorry“, entschuldigte sich Oto.
„Schon okay“, erwähnte Shiana und streichelte Myu.
Der Kampf ging weiter.
Ryoma nahm sich hauptsächlich die bewaffneten Shal vor, Oto kümmerte sich um die Verletztungen, Sayoko und Jumon kämpften wie gewohnt. Ginta versuchte jede elementare Magie mit seinen Techniken abzuwehren und kümmerte sich gleichzeitig noch um die Bösewichter, die versuchten, in die Nähe von Shiana zu kommen.
„Das ist das Mädchen!“, riefen einige dieser.
Andere wiederum: „Fangt sie wieder ein! Sie hat die Kraft!“
„BURKAM!!!“, brüllte plötzlich ein Shal, sprang mit Hilfe von seinen Kameraden hoch und feuerte einen starken Feuerstrahl auf unsere Freunde.
Ginta wollte diesen Angriff schon mit einem Windstoß abblocken, doch in diesem Moment sprang Ryoma vor Ginta und blockte diese magische Attacke mit seinem Schwert ab, dass die Energie dieses Feuerstrahls sofort in sich aufsog.
„Es geht also doch immer“, bemerkte Ryoma und lachte. „Den nehme ich mir vor!“
Er rannte nun auf diesen Shal zu und bekämpfte diesen.
Langsam nahm der Andrang neu dazukommender Shal ab. Desto weniger Gegner es wurden, desto mehr spürten die Freunde eine neue Kraft, die ihren ganzen Körper durchströmte. Es fühlte sich wirklich angenehm und warm an. Es tat ihnen gut.
Als ein weiterer Shal den nächsten magischen Angriff mit einem komischen dunklen Strahl startete und währenddessen „Negistra“ schrie, baute sich rasend schnell ein leicht blau schimmerndes Lichtschild auf und beschützte die Gruppe vor diesem Angriff. Auch die anderen Attacken wurden sofort geblockt und die überraschten Freunde wurden komplett geschützt.
Nachdem dieses Schild wieder zerfiel, stürmten weitere Shal voran, aber Ginta, Ryoma, Sayoko und Jumon konterten diese Angriffe mit Leichtigkeit.
Es war irgendwie viel zu leicht, die Shal niederzustrecken. Das war wirklich merkwürdig.
>>Gut gekämpft, jetzt zieht ab<<, hörte man eine Stimme aus einigen Lautsprechern sagen.
In diesem Moment flüchteten alle Shal und die Uniformierten und auch die Freunde standen allein auf dem riesigen Kampfplatz.
>>Was fällt euch Gören ein, meine Pläne zu durchkreuzen?!<<
„Wer bist du!?“, brüllte Ginta.
Plötzlich ertönte Rockmusik und das Fenster im obersten Stock der mittleren Lagerhalle zerbrach. Ein dunkel gekleideter Mann sprang aus dem Fenster und rettete sich noch auf das Dach der Lagerhalle.
>>Kankoban Sara-dono! Ihr dürft mich aber Sara-dono* nennen<<, stellte er sich vor, immer noch in ein Mikrofon srpechend. (*-dono ist die japanische Endsilbe für Personen, die ziemlich hoch gestellt sind. Ich kenne das in Verbindung mit Königen und Prinzessinnen, wie Snow aus MäR)
Sofort stürmte die Gruppe in die mittlere Lagerhalle und alle rannten die Treppen zum Dach hinauf.
Auf dem Dach angekommen erblickten sie einen jungen, in einen schwarzen Mantel gekleideten, mit vielen Kettchen geschmückten, muskulösen Mann, dessen bunte Stachelhaare in alle Richtungen abstanden.
Er schmiss das Mikrofon beiseite und sagte: „Danke, dass ihr mir das Mädchen wieder gebracht habt!“
„Lass sie in Ruhe!“, rief Ginta und stellte sich provokativ vor Shiana. „Was willst du von ihr!?“
„Ach, ich brauche sie nur, um einige meiner bösen Machenschaften voranzutreiben… Was denkst du denn!?“
„Du… Du… Du elender Shal!“
„Tststs… Ich bin der mächtige Sara-dono!“
„Eingebildet ist dieser Typ gar nicht“, meinte Sayoko mit einem stark sarkastischen Ton.
„Ihr wollt mich doch nicht erzürnen!“, grinste Sara.
Eine dicke Schlagader formte sich auf Sayokos Stirn.
„Also, dieser eingebildete, schlecht frisierte Hunzkunz! Attackeee!“, schrie sie und stürmte auf ihn zu.
Er stand einfach nur genervt da und bewegte sich keinen Zentimeter.
Sayoko holte aus, um ihm einen starken Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch plötzlich prallte ihre Faust auf eine blaufarbene Scheibe. Sofort sprang sie zurück und schüttelte ihre Faust.
„Du…“
„Sayoko, beruhige dich doch!“, meinte Jumon.
Jetzt raste Ryoma auf ihn zu und versuchte ihn mit seinem Schwert von der Seite zu treffen, doch auch da blockte auf einmal eine blaufarbene Scheibe seinen Angriff ab. Diese Scheiben, die nun erschienen waren, schwebten in der Luft und anscheinend konnte Sara sie nach seinem Willen umherfliegen lassen.
Nun droschen beide auf ihren Feind ein, doch immer wieder verschoben sich diese plattenförmigen Gebilde und jeder neue Angriff wurde wieder und immer wieder abgeblockt.
Schnaufend standen Sayoko und Ryoma da und warteten auf einen Gegenangriff, doch es kam noch keiner.
„Vergesst es doch einfach! Ihr kommt gegen den großen Sara-dono einfach nicht an“, lachte er und stolzierte langsam auf Shiana zu.
„Das werden wir zu verhindern wissen! Los geht’s!“, forderte Ginta auf und alle machten sich bereit.
Oto blieb sicherheitshalber in Shianas Nähe. Jumon hetzte seinen Geisterfreund auf Sara los und Sayoko und Ryoma griffen mit allem an, was sie nur hatten. Nun griff auch Ginta ein und versuchte ihn mit seinem Stab zu treffen. Doch vergebens, sie schafften es einfach nicht, ihn abzuhalten.
„Grrr, wir werden dich davon abhalten, sie mit mitzunehmen, geschweige denn sie überhaupt anzufassen!“ Ginta knirschte mit den Zähnen und sprang einige Meter nach hinten.
Er streckte seinen Arm aus und attackierte Sara mit einem Windstoß, der ihn wegschleuderte.
Danach stürmte Ginta auf ihn zu und attackierte ihn mit seinem Stab. Während Sara aufstand und sich von diesem Angriff kurzzeitig erholte, formten sich diese Platten neu und plötzlich wurden es immer mehr. Statt zwei Platten wurden es plötzlich vier, acht und dann sechzehn!
„Ihr könnt gegen mich nicht ankommen, vergesst es doch einfach!“, erklärte Sara und lachte noch einmal. „Gebt mir jetzt das Mädchen, sonst könnt ihr etwas erleben!“
Sein Blick wurde immer grimmiger und seine Muskeln zuckten merkwürdig. Er sprintete jetzt auf das Mädchen mit den blauen Haaren zu und versuchte sie zu attackieren.
Die blauen Augen Shianas wurden immer heller und sie streckte ihren linken Arm aus. Ein Bogen aus Licht formte sich in ihrer linken Hand und mit ihrer rechten spannte sie einen Lichtpfeil.
Kurz bevor Sara das bemerkte, zog sie ab und ein riesiger Pfeil aus purem Licht schoss auf den Feind zu und traf direkt ins Schwarze.
Es warf ihn vom Dach der Lagerhalle und er fiel zu Boden.
Doch fiel er wirklich zu Boden? Nein. Ginta und die Anderen hörten nicht das Geräusch eines Aufpralls, sondern eher das Geräusch einer komischen Maschine.
Eine fliegende Maschine fing ihren Feind auf und flog dem Himmel entgegen. Diese Maschine sah aus wie ein riesiger Ballon, mit Flügeln und einem Roter. Unter diesem befand sich ein Container der mit Seilen an der Flugmaschine befestigt war.
„Sayonara, ihr Gören, wir sehen uns wieder! Und dann werde ich euch alle machen! Erinnert euch an den Monarch Kankoban Sara-dono!“, lachte Sara auf seine komische Art und flog mit dieser Maschine, die ein paar seiner Shal-Kollegen steuerten, davon.
„Das war’s wohl“, seufzte Ginta. „Guter Kampf, Freunde, wenigstens haben wir sie in die Flucht geschlagen… Freunde?“ Er wunderte sich, als keine Antwort kam.
Allesamt starrten sie Shiana an, als wäre sie das zehnte Weltwunder.
„Freunde…“, meinte er nur, während er bedrückt da stand. Allmählich realisierte, was überhaupt geschehen war. Dieses Mädchen war einfach besonders, das musste er sich selbst eingestehen.
„Wow, war das toll!“, brach es aus Oto heraus, die vor Begeisterung auf und ab hüpfte.
„Wie hast du das nur gemacht?“, wunderte sich Jumon.
„Ginta…“, fing Ryoma neugierig an zu fragen, „darf sie uns begleiten?“
„Diesem aufgeblasenen Kerl hast du es aber richtig gegeben!“, lobte Sayoko sie.
Nun standen alle um Shiana herum und beglückwünschten sie und fragten, ob sie mit auf die Reise kommen wollte.
Shiana lächelte nur und nickte immerzu.
„Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe“, brummte Ginta, der sich gerade an Ryoma vorbeidrängte. „Es tut mir echt Leid, Shiana, aber…“
„Ist schon ok“, unterbrach sie ihn und lächelte. “Es wäre schön, mit euch Reisen zu dürfen… Ginta…“
„Cool!“, rief Ryoma auf, der sich genauso wie die anderen darüber freute, dass Shiana jetzt mit im Team war.
Ginta wurde rot. „Na… Natürlich kannst du mit! Aber unsere Reise wird nicht leicht. Wir werden wahrscheinlich noch viele Kämpfe hinter uns bringen müssen…“
„Woher kommst du denn eigentlich?“, erkundigte sich Jumon.
„Das…“, sagte sie leise. „Das weiß ich selber nicht mehr…“
„Eine Amnesie?“, dachte Sayoko laut.
„Ich weiß nur noch, dass ich in einer Stadt aufgewacht bin und mich diese Leute mit den schwarzen Mänteln verfolgt haben. Sie meinten, ich hätte eine besondere Kraft, die sie brauchen. Dann sperrten sie mich in diesen Kerker. Das ist schon einige Zeit her… Bis dahin habe ich versucht, mit Ginta Kontakt aufzunehmen… Und heute habe ich ihn endlich getroffen…“
„Läuft da was zwischen euch, Ginta?“, lachte Ryoma und klopfte ihm auf die Schulter.
Er wurde sofort wieder rot: „Nein! Natürlich nicht!“
„Komm doch erst mal mit uns mit. Im Med-Dorf gibt es sicherlich Spezialisten, die sich mit Amnesien besser auskennen als wir…“, schlug Oto vor, die sich wie Sayoko gerade Sorgen um Shiana machte.
„Stimmt, das Med-Dorf…“, flüsterte Jumon.
„Das Med-Dorf!“, schreckte Ginta hoch. „Schnell zum Bahnhof! Wir verpassen sonst unseren Zug!“
Gerade noch rechtzeitig machten sich unsere Freunde auf den Weg zum Bahnhof. Es war mittlerweile schon viel Zeit vergangen und der Zug würde sicherlich ohne unsere Freunde abfahren, wenn sie nicht noch einen Zahn zulegen würden.
Am Bahnhof angekommen zahlten sie noch schnell ein Ticket für Shiana und stiegen in den Zug, der kurz vor der Abfahrt stand. Endlich geschafft! Erschöpft setzten sie sich in einem Waggon und machten eine kleine Pause.
Nun war da also auch Shiana, die sich nicht mehr wirklich daran erinnern konnte woher sie kam und was sie überhaupt wollte. Vorerst sprachen die Freunde nicht mehr darüber, wie man ihr helfen konnte, oder warum sie überhaupt Ginta schon vorher zu kennen schien.
Ginta machte sich am wenigsten von allen weitere Gedanken dazu. Er war einfach gefesselt von diesem Mädchen mit den blauen Haaren.
Kapitel 32 – Eine wilde Zugfahrt
Der Schaffner pfiff kräftig in seine Pfeife und der Zug fuhr los. Heißer Wasserdampf entwich aus allen möglichen Öffnungen der pechschwarzen Lok. Die Räder bewegten sich und setzten den ganzen Zug in Fahrt. Unter Volldampf verließ der Passagierzug den Bahnhof Kisha Citys.
Ginta, Ryoma, Oto, Sayoko, Jumon und Shiana setzten sich in einen recht leeren Waggon und machten erstmal eine Verschnaufpause.
„Das war spaßig“, fing Ryoma an zu lachen.
„Der Kampf? Es war halt nervig, dass die Shal schon wieder Ärger gemacht haben“, meinte Ginta nur und ließ seinen Kopf nach hinten senken. Er sah aus dem Fenster und beobachtete, wie der Zug langsam den Bahnhof verließ.
„Zum Glück haben wir noch den Zug erwischt“, lachte nun auch Jumon und die anderen schlossen sich dem Gelächter an.
Nur Shiana saß ruhig am Fenster gegenüber von Ginta, der sie beobachtete. Sie sah aus dem Fenster und betrachtete die nun immer schneller vorbeiziehenden, schönen Landschaften.
Was war sie doch für eine geheimnisvolle Person.
Ginta fühlte bei ihr etwas komplett anderes, als er es bei seinen Freunden bisher gespürt hatte. Ryoma, Oto, Sayoko und Jumon strahlten etwas Freundliches, etwas Wichtiges für ihn aus, das sie so vertrauenswürdig und freundschaftlich machte. Shiana war aber eine komplett andere Person und auch das Bauchgefühl Gintas war anders. Sein Herz schlug schneller und es wurde ihm ganz warm, jedes mal, wenn sie ihn ansah.
Ihr blaues Haar glänzte im Sonnenlicht. Ihr zartes Äußeres ließ sie vollkommen unschuldig aussehen. War es wirklich die Person, die in Gintas Träumen aufgetaucht war und ihn immer wieder aufgesucht hatte? Es musste so sein, beschloss Ginta.
Aber wie schaffte sie es, in Gintas Kopf zu kommen? Und die wichtigste Frage: Was wollte sie überhaupt von ihm? Was für ein Ziel verfolgte sie?
Fragen, auf die es momentan noch keine Antworten gab.
Jumon und Ryoma bemerkten es zwar nicht, aber Oto und Sayoko sehr wohl. Die beiden brachten die anderen Jungs dazu, mit ihnen in einer Vierergruppe zu sitzen, sodass Ginta und Shiana allein zusammen saßen. Man merkte, dass die zwei etwas Mysteriöses verband, das noch keiner wirklich verstehen konnte.
Es war ein wunderschöner Tag, die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen vorbeiziehenden Wolken und die Luft war angenehm warm. Ginta öffnete einen Spalt des Fensters und sofort strömte frische Luft in den Waggon. Shianas Haare wirbelten leicht durch den herein strömenden Fahrtwind auf. Von draußen hörte man das Rattern der Räder über die Gleise.
Jumon beschäftigte sich wieder einmal mit einem seiner Bücher, die er sich mitgenommen hatte. In diesem handelte es von einem Geisterclan, der tief in den Höhlen der Berge lebte und dort seine Erfahrungen mit „Gaia“ machte. Es interessierte Jumon anscheinend sehr.
Sayoko unterhielt sich mit Oto. Trotz der Ereignisse auf der Fähre, bei Jumons Zuhause und der eigentlich fehlenden Schulden Otos waren die beiden ziemlich gute Freundinnen geworden.
„Wir sollten mal ein Frauengespräch mit Shiana führen“, flüsterte Oto zu Sayoko. „Außerdem will ich etwas mehr über sie erfahren.“
„Eine gar nicht mal so schlechte Idee, das muss ich zugeben“, antwortete ihr Sayoko.
„Wie alt sie wohl ist?“
„Mh… Sie schaut relativ jung aus, oder?“
„Sie könnte in meinem Alter sein“, meinte Oto, die Shiana unauffällig ansah.
„Das stimmt… Ich schätze sie auf sechzehn Jahre ein.“
„Ich schließe mich dir an.“
Während alle ihrer Beschäftigung nachgingen, starrte Ryoma gelangweilt an die Decke.
Plötzlich hörte er Schritte. Als die Schritte lauter wurden, entdeckte er Einwölbungen an manchen Stellen, als ob jemand auf dem Zug laufen würde.
„Ehm, Leute“, fing Ryoma an. „Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber…“
„AHHH!!!“, schrie ein kleiner Junge, der gerade in den Waggon gestürmt kam. „Verfolgt sie!“
Der kleine Junge, der eine für ihn zu große Lokführermütze trug, brüllte durch das ganze Abteil und rannte auf zum nächsten.
„Na toll“, seufzte Sayoko. „Da will man einmal pausieren und dann gibt es wieder Ärger! ARGH!“
Sayoko knirschte mit den Zähnen, ballte ihre Faust und sprang aus ihrem gemütlichen Sitz.
Ginta und die anderen standen genervt auf und nahmen die Verfolgung des Jungen auf.
Nachdem sie einige Abteile durchquert hatten, erwischten sie endlich den Jungen, der gerade auf das Dach kletterte.
Sayoko zog ihn an seinem ärmellosen T-Shirt wieder nach unten und blickte ihn böse an.
„Lass das, Kleiner“, warnte sie den Jungen mit den kurzen braunen Haaren. „Jetzt sind wir da und helfen dir…“
„Da oben!“ Er zeigte mit dem Finger auf das Dach des Waggons.
„Wir kümmern uns darum“, sagte Sayoko zum Abschied, schubste den Jungen zurück ins Abteil und schloss die Tür.
Ginta und Ryoma kletterten zuerst hinauf, danach folgte ihnen Jumon, Oto und Sayoko. Zum Schluss kletterte Shiana noch vorsichtig auf das Dach.
„Haltet euch gut fest! Und seid bitte vorsichtig!“, brüllte Ginta, der vorausging.
Bei dieser Fahrtgeschwindigkeit war es ganz schön windig. Gintas Umhang flatterte wild umher. Die Frisuren der anderen wurden auch ziemlich durcheinander gebracht.
Sayoko grummelte nur.
„Da vorne sind Shal!“, erkannte Ryoma und stürmte nach vorn.
„Was wollen die jetzt schon wieder?“, seufzte Ginta und sah nach hinten, um sicherzugehen, dass es Shiana gut ging.
Zögerlich lief sie voran. Oto half ihr ein wenig, einen festen Stand zu behalten.
Ganz hinten befand sich ein Waggon, der sich farblich von den anderen unterschied. Dort sammelten sich eine Gruppe von Shal – die genaue Zahl war aus der Entfernung nicht näher bestimmbar.
Wie schon gesagt stürmte Ryoma gerade auf die Gruppe Shal zu. Jumon und Sayoko folgten ihm sofort.
Ginta blieb lieber noch bei Oto und Shiana, um sicherzugehen, dass ihnen auch nichts passieren könnte. Bei Shal wusste man ja nie, wo und wann sie sich versteckten.
Ryoma zückte sein Schwert und stürzte sich auf einige der Shal, die Gintas Gruppe längst bemerkt hatten.
Die meisten Shal waren ebenfalls mit Schwertern bewaffnet, also hatte Ryoma wohl am meisten Spaß. Er stieß zu und führte einen erbitterten Kampf mit seinen Kontrahenten. Sayoko und Jumon machten sich mittlerweile dafür bereit, ihre Beschwörungstechniken anzuwenden. Ein Schneemann und ein einfacher Schatten kamen wie aus dem nichts hervor und kämpften gegen Shal.
Ohne irgendwelche Störungen fuhr der Zug weiter und erreichte langsam eine riesige Holzbrücke.
Besiegte Shal fielen vom Zug und stürzten in ein tiefes Tal. Jetzt blieben nur noch eine Hand voll Shal übrig, die gerade versuchten, ein Dach mit einem Bohrer zu öffnen.
Ginta hatte genug. Er bat die anderen, wieder zurück in den Waggon zu gehen und ihm den Rest zu überlassen. Ginta plante etwas, von denen die anderen momentan noch nichts verstanden.
So verließen sie die Dächer. Doch eine blieb übrig. Shiana stand weiter auf der Leiter und sah Ginta zu.
Zuerst lenkte er die Shal ab. Er provozierte sie mit doofen Sprüchen und wie er es geplant hatte, griffen sie an. In diesem Moment sprang er vom Dach in die Tiefe des Tales.
„Ginta!“, schrie Shiana und blickte seitlich dem Zug entlang.
Genau jetzt fuhr der Zug in einen Tunnel hinein und die Shal stieß es vom Dach hinab in den Tod.
„Ginta…“, flüsterte das Mädchen mit den blauen Haaren.
„Das war leichter als gedacht“, prustete Ginta, der auf einmal hinter Shiana wieder auftauchte.
Shiana lächelte zufrieden.
„Meinst du, ich lass mich so schnell besiegen?“, lachte er. „Lass uns zurück zu den anderen gehen.“
Beide gingen zurück in das Abteil und wurden von dem Rest der Gruppe schon erwartet.
Mitten in der Unterhaltung stieß der kleine Junge wieder hinzu.
„Hey du! Alte Schramme, ich wollte der Held sein!“, beschwerte er sich und erhob drohend seine Faust gegen Sayoko.
„Willst du mich etwa herausfordern?“, grummelte die sehr genervte Sayoko.
„Hey ihr zwei, das reicht jetzt“, unterbrach Oto den aufkommenden Streit.
„Pöh!“ Der Junge drehte sich um und ging. Der Schaffner kam nun der Gruppe entgegen.
„Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass Poko so viele Probleme gemacht hat und gleichzeitig möchte ich mich auch bedanken, dass Sie uns gerettet haben. Sie haben extrem teure Juwelen gerettet, die sich in dem letzten Waggon befinden.“
„Das haben wir doch gerne gemacht“, meinte Sayoko sarkastisch, doch der Schaffner verstand diesen Sarkasmus nicht und grinste weiter dankend.
„Um was für Juwelen handelt es sich denn dabei?“, erkundigte sich Jumon neugierig, während er gleichzeitig sein Buch weiter las.
„Das sind Juwelen aus extrem seltenem Monderz. Man munkelt, sie hätten eine magische und verführerische Wirkung auf den Träger. Sie sind Ausstellungsstücke aus einem Museum.“
„Ach so ist das, na dann.“
‚Nur Juwelen aus einem Monderz? Scheint so als wären die Shal nicht gerade reich‘, dachte sich Ginta.
Der Schaffner verabschiedete sich wieder und die Freunde setzten sich wieder beruhigt in ihr Abteil. Ginta seufzte auf, als er sich auf seinen Platz niederfallen ließ. Diese Shal waren anscheinend überall.
Kapitel 33 – Verkleide dich!
Der Zug fuhr langsam in den Bahnhof Mayimas ein. Es dampfte wieder aus allen Öffnungen der Lok und der Zug bremste vollkommen ab.
Diese Zugfahrt dauerte den gestrigen Tag und die darauf folgende Nacht. Mittlerweile war es Vormittag und die Freunde verließen ihren Waggon und begrüßten die Morgensonne Mayimas. Die letzte Nacht war zwar ein wenig ungemütlich gewesen – zwar immer noch gemütlicher als zu Fuß -, aber trotzdem waren alle recht gut ausgeschlafen. Ginta und seine Freunde verließen den Bahnhof und machten sich auf den Weg, um sich ein Hotel zu suchen. Für die nächsten zwei Tage wollten sich alle noch ein wenig ausruhen. Außerdem gab es in dem Hotel, das sie sich ausgesucht hatten, eine heiße Quelle, in der man super entspannen konnte.
„Entschuldigen Sie“, begrüßte Ginta die Rezeptionistin, „ich möchte bitte zwei Hotelzimmer buchen…“
„Das geht klar, wie viele Betten?“, entgegnete sie.
„Zweimal drei Betten“, gab Ginta zur Antwort.
„Da hätte ich nur noch eine Bitte, in unserer Stadt wird heute ein Fest gefeiert und jeder Bewohner, sowie jeder Tourist sollte sich verkleiden…“
„Ohje, was ist das für ein Fest?“, seufzte Sayoko.
„Jedes Jahr feiern die Bewohner der Stadt ein Fest zur Feier, dass es allen gut geht. Es ist eine Art Sommerfest, bei dem sich jeder verkleidet.“
„Ach so ist das“, lachte Oto. „Ich finde, das ist gar keine so schlechte Idee…“
„Ist doch sicherlich lustig, sich mal zu verkleiden, oder?“, meinte Ryoma.
„Wenn ihr meint…“ Sayoko war von dieser Idee nicht wirklich begeistert.
So kam es, dass die Rezeptionistin die Gruppe zu ihren Zimmern brachte, eines für die Jungs und eines für die Mädchen und sie danach zur Garderobe führte. Myu blieb in Gintas Zimmer und ruhte sich aus.
Die Garderobe wurde extra für Touristen und Gäste des Hotels von der Stadtregierung gestellt, es sollte ja jeder ein Kostüm bekommen.
Es gab zwei verschiedene Umkleiden. Einmal eine für die Frauen und eine für die Männer.
Zuerst bekamen die Jungs ihre Verkleidungen. Jumon schlüpfte in ein Eisbärenkostüm, das einzige Kostüm, das ihm passte. Ryoma bekam ein Sakko und eine dazu passende Anzughose und sah aus wie ein edler Geschäftsmann. Ginta ging ganz in schwarz. Ein langer Schal hing seinen Rücken hinab, der einige Male um seinen Hals gewickelt wurde und zudem seinen Mund verdeckte. Sein Kostüm sollte einen Ninja darstellen.
Als die Jungs aus den Umkleiden waren und sich erst einmal lachend betrachteten, warteten sie auf die Mädchen. Ryoma war ziemlich neugierig darauf zu sehen, welche Kostüme sie bekommen hatten.
Zuerst kam Shiana aus der Umkleide. Sie trug einen langen, blauen Kimono, auf dem sich pink-weiße Kirschblüten befanden. Ihre Haare wurden hochgesteckt.
Ginta wurde etwas rot, als er sie so sah.
„Du schaust… wirklich hübsch aus…“, meinte Ginta und bot ihr einen Stuhl an.
„Vielen Dank…“, bedankte sie sich und setzte sich hin.
Ginta konnte zuerst seine Augen nicht von Shianas lassen. Sie war wirklich hübsch in diesem Kleid. Die kurzen Haarsträhnen die ihr in den Nacken vielen bewegten sich während sie atmete. Er war gefesselt.
Im nächsten Moment kam auch schon Oto aus der Umkleide. Aber war das wirklich Oto? In dem Moment, als die Tür sich öffnete, erkannte man nämlich nur eine Kuh mit einem riesigen Kopf.
Ryoma und Jumon fingen laut an zu lachen. Ginta war der einzige der es schaffte, sich sein Lachen zu verkneifen.
Die Kuh nahm ihren Kopf ab und es stellte sich heraus, dass es wirklich Oto war.
„Hey Jungs, das ist fies! Mein Kostüm ist doch gar nicht so schlimm! Wartet doch lieber erstmal, bis Sayoko kommt“, kicherte sie.
„Was trägt sie denn?“, hakte Jumon nach.
„Das werdet ihr noch sehen“, kicherte sie wieder. „Jumon, du siehst ja wirklich niedlich aus! Und Ryoma, ich wusste gar nicht, dass du im Anzug so toll aussiehst.“
„Danke Otochen! Heißt das, wir gehen mal miteinander aus?“, erhoffte sich Ryoma.
„Das überlege ich mir nochmal. Sayoko, kommst du nun?“
„NEIN!“, murrte sie.
„Jetzt komm doch, so schlimm ist es doch gar nicht“, bat Oto.
„Doch, ist es! Ich komm hier nicht raus, ihr könnt alleine gehen!“
„Sayokooo, komm doch jetzt… oder soll ich rein kommen?“
„Komm doch, wenn du dich traust…“
Oto ging zurück in die Umkleide und zerrte Sayoko mit nach draußen.
Die Jungs konnten ihren Augen kaum trauen, als sie erkannten, dass Sayoko wirklich in einem Clownskostüm steckte.
Ein großes Gelächter brach aus und es schossen bei Ryoma schon die Tränen in die Augen vor Lachen.
„Ich habe es euch doch gesagt…“, grummelte Sayoko.
„Dann machen wir uns auf in die Stadt, wenn es ein Fest geben sollte, oder?“, schlug Ryoma vor.
„Auf geht’s!“, meinte Jumon.
So gingen sie in die Stadt um das eigenartige Fest Mayimas zu genießen. Sayoko hatte Glück, dass sie nicht ausgelacht wurde. Es war eher so, dass sie total begeistert von den Stadtbewohnern aufgenommen wurde. Wie die Freunde später erfahren hatten, war man angesehener, desto verrückter und lächerlicher das Kostüm war.
In der Stadt gab es alle möglichen Arten von Essenständen, von Minispielen und Aktionen von Läden und Privatpersonen, an denen man teilnehmen und gewinnen konnte.
Ryoma schlug sich den Bauch mit verschiedenen Spezialitäten und Köstlichkeiten voll, während Jumon und Oto sich ganz den Minispielen, wie Ringe werfen oder mit Wasserpistolen Luftballons voll schießen, widmeten. Es war wirklich lustig, jeder hatte seinen Spaß daran.
Sayoko setzte sich an eine kleine Bar und kippte einen Saft nach dem anderen runter. Deprimiert sah sie den Barkeeper, der ebenfalls als Clown verkleidet war an und wurde so noch deprimierter. Sie beschloss zu verschwinden, als sich der Barkeeper an sie ran machen wollte, nein, das war zu viel für sie.
Ginta und Shiana liefen gemeinsam ein wenig umher und sahen sie die Stände an. Ab und zu kauften sie mal einen Anhänger als Souvenir. Das blauhaarige Mädchen sprach nicht viel und schritt still neben Ginta her. Und Ginta war so nervös, sie bei sich zu haben, dass er ebenfalls kein Wort aus sich heraus brachte. Was war nur mit ihm los?
Oto erwähnte mal ab und zu, wie niedlich doch Ginta und Shiana aussahen und nervte damit Jumon, der das alles ohne Murren mit anhörte.
Später am Abend gab es dann noch für alle ein faszinierendes Feuerwerk und gute Musik. Aber unsere Freunde gingen schon früh, um sich in den heißen Quellen zu entspannen.
Bei den heißen Quellen angekommen, sahen sie sich erst einmal um.
Es befanden sich mehrere Quellen dort, sodass Ginta und seine Freunde eine eigene Quelle ganz für sich allein hatten.
Natürlich waren die weiblichen Gruppenmitglieder von den männlichen getrennt.
In der Quelle verlief eine große Wand aus Holz, direkt durch die Mitte und teilte es in zwei Hälften.
Auf der einen Seite befanden sich Oto, Sayoko und Shiana. Ginta, Ryoma und Jumon badeten auf der anderen Seite.
Ginta lief vorsichtig über die glitschigen Steine, legte sein Handtuch, das um seine Hüfte gewickelt war, auf einen der Steine und setzte den ersten Fuß ins Wasser. Das heiße Wasser ließ ihn erst zurückweichen, doch dann glitt er langsam hinein.
Ryoma, der sich schon im Wasser befand, grinste ihn an. Ginta seufzte auf und tauchte mit seinem nackten Körper tiefer ins Wasser. Das heiße Quellwasser tat ihm echt gut. Nach kurzer Zeit kam auch Jumon hinzu und stand misstrauisch schauend vor dem dampfenden Nass. Zögerlich tauchte er seinen großen Zeh in das Wasser und testete, ob es warm genug war. Als er den Zeh wieder raus hob, blickte er nachdenklich Ginta und Ryoma an.
„Komm doch auch rein, Jumon“, lud Ginta ihn ein.
„Du hast doch nicht etwa Angst dir eine Blöße zu geben?“, lachte Ryoma und sprang aus dem Wasser. „Ich und Ginta sind doch auch nackt, wir schauen dir nichts weg.“
Im nächsten Moment landete ein großer Holzeimer auf Ryomas Kopf und man hörte Sayoko rufen: „Ab ins Wasser mit dir!“
Nachdem der Eimer Ryomas Kopf getroffen hatte, rutschte er aus und fiel ins Wasser. Ein riesiger Platscher spritzte Wasser in alle Richtungen und Jumon bekam eine riesige Welle ab. Wie belämmert stand er da und starrte Ryoma an.
Genau jetzt rutschte Jumons Handtuch auf den Boden.
„Geht doch, war doch nicht so schwer“, sagte Ryoma zufrieden, während er sich seine Beule rieb.
„Komm doch jetzt rein, wo du doch schon nass bist“, bat Ginta, der immer noch über Ryoma lachte.
Jumons Gesicht färbte sich rot, was anscheinend nicht nur vom heißen Wasser kam. Ohne lang zu überlegen setzte er sich auch endlich zu Ryoma und Ginta ins Wasser. Auch er genoss es in allen Zügen und fing an sich vollkommen zu entspannen.
In der Zwischenzeit befanden sich schon längst Oto, die sehr stille Shiana und auch Sayoko im Wasser. Es war wirklich ein überaus anstrengender Tag gewesen und deshalb genossen alle drei die Stille der umliegenden Natur. Ab und zu waren ein paar Worte von der Jungsseite zu hören, besonders Ryoma war sehr auffällig.
Nach einiger Zeit beschlossen Ryoma und Jumon aufs Zimmer zu gehen und sich ‚auszuruhen’. Sie wickelten sich ihre Handtücher um und verabschiedeten sich von Ginta. Dieser wollte noch ein wenig die Ruhe genießen und entspannen. In letzter Zeit geschahen schon viele merkwürdige Abenteuer. Was hatte er bisher alles durchgemacht, um seinem Ziel weiterzukommen? Seinem Ziel? …
Was war sein Ziel? Wieso hatte er diese Reise begonnen? Seit er auf die anderen getroffen war, war so vieles passiert, so viel Schönes, aber auch genauso Schreckliches. Mittlerweile hatte Ginta sein Ziel fast aus den Augen verloren. Ja genau, da waren die Shal. Sie hatten seine Eltern und seine Großmutter umgebracht.
Sein Mal schmerzte auf einmal. Er fuhr mit seiner Hand darüber, doch der Schmerz hörte nicht auf.
„Ginta… Ginta…“, hörte man eine Stimme.
Er tunkte seinen Kopf kurz ins Wasser und kam dann wieder zu Sinnen.
„Ginta“, hörte man die Stimme wiederholt sagen.
Endlich wachte Ginta aus seinen Gedanken auf.
„Ja? Was ist?“, fragte er.
„Oto und Sayoko sind aufs Zimmer gegangen…“
„Ach, du bist es, Shiana…“
Er lehnte sich an die Holzwand und hörte, was sie zu sagen hatte.
„Ich möchte nicht allein sein…“, meinte sie.
„Das… das kann ich verstehen…“, gab er zu.
„Ich möchte auch nicht mehr allein sein, das Gefühl ist schrecklich…“
„Ich war die ganze Zeit allein… Bis ich dich wieder gefunden habe…“
‚Wieder gefunden? Wir haben uns doch noch nie gesehen…’, dachte er sich und sagte: „Shiana, darf ich dich etwas fragen?“
„Ja“, murmelte sie.
„Woher kommst du?“ Mehr wollte er momentan noch nicht wissen.
Sie dachte kurz nach und antwortete dann: „Ich… Ich weiß es nicht mehr… Ich bin in diesem Käfig aufgewacht und seitdem rufe ich dich…“
„Wenn das so ist, hast du ja… ganz schön lange auf mich gewartet, stimmt’s?“
„Ja, das ist so…“
„Es tut mir Leid, dass du so lange auf mich warten musstest.“
„Das ist schon in Ordnung, jetzt bist du doch da…“
„Und warum hast du ausgerechnet mich ausgesucht?“
„Du musst… wir müssen etwas suchen… wir müssen es finden…“
„… und dann?“ Ginta kam das Ganze etwas komisch vor.
„… ich weiß es nicht, tut mir Leid.“ Shiana wirkte bedrückt und Ginta etwas nachdenklich.
„Na gut, Shiana, dann suchen wir es eben“, lächelte Ginta zuversichtlich.
„Vielen Dank, Ginta… Wenn es dir nichts ausmacht, dann gehe ich nun auch aufs Zimmer…“
„Nein, geh ruhig, nur zu… ich wünsche dir eine gute Nacht, schlaf gut.“
„Das wünsche ich dir auch, Ginta…“
Er hörte, wie Shiana aus dem Wasser stieg. Zugleich entdeckte er ein kleines Loch in der Wand. Ginta konnte seine Neugier nicht unterdrücken. Er traute sich, einen kleinen Blick durch das Loch zu wagen. Er wollte nicht spannen, aber vielleicht Shianas sanften Blick erkennen. Was er dann jedoch sah, überraschte ihn: Nebelschwaden verdeckten seine Sicht.
„Argh! Was mache ich da nur!?“, schimpfte er mit sich selber. „So was tut man einfach nicht!“
Zur Strafe versank er im Wasser und hielt so lange die Luft an, wie er nur konnte. Es war zwar etwas kindisch von ihm, aber etwas Besseres fiel ihm gerade nicht ein. Kurz bevor ihm die Luft ausging, stieß er wieder nach oben und holte tief Luft.
Ginta blieb noch ein wenig in der Quelle, doch dann entschloss er, hinauf zu Jumon und Ryoma zu gehen.
Als er die Tür aufsperrte und diese öffnete, traute er seinen Augen nicht. Ryoma und Jumon lieferten sich wirklich eine Kissenschlacht und das nackt! Er wollte sofort die Tür wieder schließen und verschwinden, doch in diesem Moment bekam er ein großes Kissen ins Gesicht geworfen.
„Da bist du ja, Ginta“, begrüßte ihn Ryoma und zog ihn in das Zimmer.
„Ryoma und ich liefern uns gerade eine erbitterte Schlacht!“, lachte Jumon.
„Und das müsst ihr nackt machen?“, seufzte Ginta.
„Jumon hat sich, als wir das Zimmer betraten, dafür gerächt, was ich ihm an der Quelle angetan habe“, erklärte Ryoma, „und hat mir das Handtuch geklaut… Das habe ich dann wiederum bei ihm gemacht… und dann hat er angefangen mit Kissen zu schmeißen.“
„Dann macht doch bitte weiter, aber zieht euch was an“, schlug der errötete Ginta vor, der nun im Nebenzimmer verschwand, um sich schlafen zu legen.
„Ich weiß nicht, was er hat“, wunderte sich Ryoma. „Was ist daran so schlimm, mal nackt zu sein?“
Jumon räusperte sich und Ryoma blickte ihn komisch an. Der orangehaarige zeigte auf seinen Fuß und Ryoma sah nach unten. In diesem Moment ging Ryoma, der auf Myus Schwanz getreten war, zur Seite und die schwarze Katze sprang ihm ins Gesicht. Sie zerkratzte ihm die Visage.
Ginta ignorierte den ganzen Tumult, zog sich um und legte sich in sein Bett.
Da blieb ihm nur eins zu sagen: Gute Nacht.
Kapitel 34 – Gedanken über Gedanken
Der nächste Tag hatte schon längst begonnen und unsere Freunde waren schon auf dem Weg nach Tho’shka. Sie mussten nur noch diese kleine Stadt durchqueren und dann war es nicht mehr weit bis zum Med-Dorf.
Oto war so voller Vorfreude auf das Ankommen im Med-Dorf. Sie konnte den ganzen Tag schon an nichts anderes mehr denken, als ihre Eltern endlich sehen zu können.
Ihre Eltern, Oto hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, von ihnen nichts gehört und sie merkte, wie sie diese Anspannung langsam nicht mehr aushielt. Endlich, nach so langer Zeit wieder mit ihren Eltern vereint zu sein, sie mal richtig in den Arm zu nehmen und zu betrachten, ob ihre Mutter nun wohl gesund war oder nicht, auf das alles, war sie so ungeheuer neugierig und das merkten auch die Anderen.
Normalerweise führte Ginta die Gruppe an, aber an diesmal befand sich Oto an der Spitze und zog den Rest der Gruppe sozusagen mit sich. Es schien so, als würden die Freunde ihr nicht wirklich gut hinterherkommen.
Die Anderen machten sich auch schon Gedanken über das bevor stehende Ereignis. Jedoch waren diese Gedankenzüge gar nicht so positiv, wie man annehmen konnte.
„Bald haben wir unsere erste Etappe erreicht, Ginta“, fing Ryoma mit einem strahlendem Grinsen an zu erzählen, während er seine Arme über seinem Kopf streckte.
„Ja, das haben wir. Das Med-Dorf ist nur noch ein Tagesmarsch von hier entfernt. Ich hoffe, dass wir dort Informationen über einen möglichen Aufenthaltsort der Shal finden…“, antwortete Ginta. Myu lag in seiner Tasche, die er zärtlich streichelte.
„Ich freue, mich schon echt für Oto, dass sie endlich ihre Eltern wieder sehen kann, ist schon klasse“, plauderte Ryoma weiter. Sein Blick wanderte zu Oto, die fröhlich vorausstiefelte. Sie strotzte nur so vor Energie.
„Ja klar, ich freue mich doch auch für Oto… Aber…“, Gintas Blick schweifte zu Boden.
„Aber was?“, Ryoma sah ihn schief von der Seite an. Irgendwie spürte er schon die Zweifel, die Ginta langsam umschlungen.
„Es heißt ja dann auch, wenn sie bei ihren Eltern ist und dann ihre Ausbildung als Ärztin beginnt, dass sie höchstwahrscheinlich unsere Gruppe verlassen wird, richtig?“
Gintas Stimme hörte sich ziemlich bedrückt an, als er diesen Satz von sich gab. Der Gedanke daran, dass einer seiner neuen freunde ihn schon wieder verlassen musste, lag ihm wie ein Stein im Magen. Er hatte sich doch schon so an Oto gewöhnt.
„Da hast du Recht“, fügte Jumon bei, der wieder mal in einem Buch las, das Gespräch aber nebenher verfolgte. „Sie freut sich wie ein kleines Kind, ob sie das schon bemerkt hat?“
„Sie wird es spätestens merken, wenn es zu spät ist“, murmelte Sayoko sorglos. „Ich hoffe nur, dass sie euch nicht zu sehr damit verletzt, wenn es ihr erst so spät bewusst wird.“
„Wie meinst du das?“, hakte Ryoma und zog eine Augenbraue nach oben.
„Das ist ganz einfach“, begann Sayoko zu erklären, „Jetzt denkt sie nur darüber nach, wie toll es sein wird ihre Eltern zu treffen und ihren Traum zu verwirklichen, die Ausbildung als Ärztin anzufangen. Die ganzen positiven Dinge, auf die sie sich schon seit Jahren freut. Das wäre bei euch sicherlich genauso. Aus diesen genannten Gründen auch, versperrt sie den Blick vor den weniger schönen Dingen die durch ihre Entscheidung passieren werden. Wie zum Beispiel die Trennung von uns.“
Sie sah in die Runde und erkannte nachdenkliche, bedrückte Gesichter. Selbst Jumon und Shiana, die Oto nun nicht wirklich lange kannten, blickten traurig zur Seite. Aber Sayoko verstand sie recht gut. Einen Freund nicht mehr sehen zu können, oder gar zu verlieren, ja das hatte sie selbst schon einige Male miterleben müssen. Zuletzt, als ihre erste Liebe verstarb.
‚Einen Traum zu verwirklichen…‘, dachte sich Ginta, ‚mhh…‘
Er blickte zu Shiana und überlegte sich, was wohl ihr Traum war. Sie war immer noch so geheimnisvoll und Ginta wusste noch so wenig über sie. Ob sie auch Ärztin werden wollte? Nun, bisher hat sie keine Anzeichen gegeben, dass sie solche Fertigkeiten überhaupt hatte. Wohin wollte Shiana eigentlich? Warum wollte sie ihn begleiten?
Shiana warf einen Blick zurück, drehte ihren Kopf dann aber wieder beseite, als sie merkte, dass Ginta sie auch ansah. Ginta wurde ein wenig rot und richtete seinen Blick dann wieder in die Ferne.
Fragen die er so schnell wohl noch nicht beantwortet bekommen sollte.
„Otochen…“, flüsterte Ryoma und wurde dann lauter, „Sie darf doch nicht gehen! Dann hab ich ja niemanden mehr, der sich mal an mich kuschelt oder…“
In diesem Moment bekam er auch schon eine dicke Kopfnuss von Sayoko. Ginta war kurz davor Myu auf ihn zu hetzen, hat es aber gelassen, weil sie gerade in seiner Tasche lag und schlief.
„Aua!! Das hat weh getan!“, ärgerte sich der Schwertkämpfer.
„Das musste sein! Du hast es verdient, du Casanova!“
„Ich weiß noch ganz genau, wie wir sie kennen gelernt hatten“, unterbrach Ginta den Streit. Wenn er schon darüber nachdachte, konnte er seinen neuen Freunden auch davon erzählen.
„Aha? Dann erzähl mal!“, forderte ihn Jumon auf und Shiana nickte zustimmend.
„Wir waren in ihrer Heimatstadt, habe mich da wegen dem Aufenthaltsort der Shal erkundigt, als das Krankenhaus überfallen wurde. Ryoma und ich machten uns also auf den Weg um uns das mal anzusehen. Wir folgten einigen Banditen und kamen zu einer Höhle…“, erzählte Ginta wurde dann aber von Ryoma unterbrochen.
„Wo so ein hässlicher Muskelprotz sich uns in den Weg stellte! Wie hieß er noch gleich?“
„Mh, irgendetwas mit O… O… Okura! Genau so hieß er“, erinnerte sich Ginta und nickte mit dem Kopf, „Jepp, gegen den haben wir erst einmal gekämpft, um dann Oto, die er entführt hatte, zu befreien. Nachdem wir sie kennen gelernt hatten, kamen wir auch zu ihrer Großmutter und ab dort an schloss sie sich unserer Gruppe zusammen.“
„Das ist ja mal eine Geschichte“, meinte Jumon und grinste. Für ihn hörte es sich wirklich nach einem Abenteuer an. Klang fast so wie die Abenteuergeschichte, die er gerade las.
„Stimmt“, stimmte Shiana Jumons Meinung zu.
Sayoko musste Lachen, aber das eher auf eine abfällige Art.
„Ach und sie ist nicht eurer Gruppe beigetreten, weil sie euch Geld schuldete? Ja, nicht jeder hat so ein Glück wie ich…“, murrte sie, doch schnell veränderten sich ihre grimmigen Gesichtszüge. „Doch, ich kann sie in der kurzen Zeit auch gut leiden. Sie ist echt ein nettes Mädchen, mit guten Absichten. Ich denke als Ärztin wird sie es weit bringen.“
„Bestimmt“, grinste Shiana. „Leider habe ich sie noch nicht so gut kennen lernen können.“
„Da brauchst du dir keinen Kopf darüber machen“, beruhigte sie Ginta, „Du hörst doch gerade viel von uns. Vielleicht lernt ihr euch noch besser kennen, wenn wir das Med-Dorf erreicht haben.“
Shiana lächelte, sah dann hoch zum Himmel, an dem sich gerade fast unbemerkt mehrere dunklere Wolken auftaten.
„Sie kann schnell Freundschaften schließen“, erkannte Jumon, „Das war mit mir und Sabî genauso.“
„Oto hat auch viel für uns gemacht“, erklärte Ginta und sah zu Oto vor. „Ich bin ihr echt dankbar dafür.“
„Ich auch“, grinste Ryoma doch konnte seine Trauer nicht länger verbergen. Ein tiefer Seufzer ließ sein Grinsen wieder erschlaffen und er warf Oto nachdenkliche Blicke hinterher.
Jumon und Shiana sahen auch wieder traurig drein.
„Hey Leute!“, zog Sayoko die Aufmerksamkeit auf sich und meinte, „Macht euch doch keinen Kopf darum, dass sie geht! Freut euch darüber, dass sie endlich ihrem Traum ein Schritt näher ist und ihre Eltern wieder sehen darf und ihre Ausbildung anfangen kann! Also echt…“
Sayoko fuchtelte übertrieben mit den Armen, um die Freunde sozusagen mit ihren Worten und Gesten einzufangen. Sie selbst hatte genug Trauerphasen in ihrem Leben, da hatte sie einfach keine Lust mehr, noch mehr Trauerei miterleben zu müssen.
„Stimmt!“, meinte Ginta, wischte sich einige Tränen aus dem Auge und sprach weiter, „Wir sollten uns alle für sie freuen, da hat Sayoko schon recht.“
In diesem Moment verschwand die bedrückte Stimmung und alle konnten wieder lächeln.
Myu miaute, streckte sich in Gintas Tasche und sprang raus, rannte zu Oto vor und lief an ihrer Seite.
Jetzt drehte sich die blond-haarige um und erkannte, wie alle sie angrinsten.
„Was ist denn los? Hab ich was in meinen Haaren hängen?“, verwirrt tätschelte sie ihren Kopf ab und fand nichts.
„Also, wenn ihr mich ärgern wollt, das könnt ihr bei mir gleich lassen!“
„Wir ärgern dich doch nicht, Otochen!“, meinte Ryoma und sprang in ihre Richtung, landete jedoch fast auf Myu und konnte noch rechtzeitig abdrehen. Er knallte auf den Boden und wurde gleich mit einer Kratzattacke Myus bestraft.
Alle mussten herzhaft lachen.
Kapitel 35 – Ankunft im Med-Dorf
Ein weiterer Tag verstrich und unsere Freunde waren kurz davor das Med-Dorf zu erreichen.
Es konnte nicht mehr lange dauern, dann erreichte Oto endlich den Ort ihrer Wünsche. Den Ort, an dem ihre Eltern auf sie warteten, der Ort an dem sie ihren größten Traum verwirklichen konnte.
Das Med-Dorf war ein kleines Dorf, in dem die größten Ärzte als Lehrer unterrichteten.
Nun ja, so klein war dieses „Dorf“, soweit man es noch so nennen durfte, nicht mehr, was unsere Freunde feststellen mussten.
Schon aus der Ferne konnten sie die riesigen Stadtmauern und einige Wachtürme erkennen, die die Stadt umgaben.
„Ist DAS das Med-Dorf?“, wunderte sich Jumon, der das ganze wohl nicht glauben konnte. Nach Otos Erzählungen hatten alle eher ein kleines Dorf erwartet.
Oto kramte sofort die Stadtkarte aus ihrer Tasche und überzeugte sich erstmal selbst. Dann streckte sie den anderen die Karte vor die Nase.
„Das muss es doch sein, oder?“, meinte Sayoko und fuhr mit dem Finger über die Karte.
War das Dorf nicht doch ein wenig zu viel Stadt? Aber das musste es doch sein!
„Die Karte zeigt ein kleines Dorf, mit einigen Schulen und mehr eigentlich auch nicht“, stellte Oto fest, die gerade ein wenig verzweifelt wirkte.
„Warum gehen wir nicht einfach in die Stadt und fragen nach? Das wäre doch das einfachste“, schlug Ginta vor.
„Fragen kostet nichts…“, fügte Sayoko dem noch bei.
So machten sie sich auf den Weg und zehn Minuten später kamen sie dann endlich an den Stadttoren an und betraten das angebliche Med-Dorf. Nun, eigentlich konnten sie die Stadt noch nicht wirklich betreten, denn bevor sie die Straßen der Stadt erreichten, kamen ihnen erst ein Mann mit Brille und eine Frau mit langen roten Haaren entgegen, die die gesamte Gruppe in ein Zimmer in der Stadtmauer führte. Unter dem Vorwand, es ginge um die Sicherheit der Stadt, führten die zwei Personen die Freunde in eine Art Untersuchungszimmer. Die Stühle und Tische wirkten in ihrer grauen Farbe steril, die Wände waren weiß wie Kalk und es standen überall komische Apparate herum.
„Willkommen in Yofu-Shiti“, grüßte die rothaarige Frau und erklärte, „Jeder der die Stadt betritt muss erst untersucht werden, von Kopf bis Fuß. Die Frauen kommen bitte mit mir, die Männer werden bei meinem Kollegen untersucht.“
Schon bevor jemand etwas sagen konnte, wurde die Gruppe aufgeteilt und in verschiedene Zimmer gezogen.
Die Jungs mussten sich alle, bis auf die Unterwäsche ausziehen und sich auf einen Tisch legen. Im nächsten Moment fuhr auch schon eine Sensorapparatur über die Körper der Jungs und wurden so anscheinend untersucht. Selbst für Myu gab es eine eigene Apparatur, die wohl für jegliche Haustiere gedacht war.
Die Mädchen mussten eine ähnliche Prozedur hinter sich bringen.
„Entschuldigen Sie“, fing Oto an, während sie untersucht wurde, „In welcher Stadt befinden wir uns hier?“
„Ihr seid hier in Yofu-Shiti, kennt ihr diese Stadt nicht? Sie ist weltberühmt!“, erklärte die Rothaarige im weißen Kittel, während sie vor einem Bildschirm einige Daten sortierte.
„Wissen sie, wo sich das Med-Dorf befindet? Ich hab eine Karte… Sayoko würdest du mal?“
Sayoko nickte, holte die Karte aus Otos Tasche und zeigte sie der Fremden.
„Das Med-Dorf?“, lachte sie, „Das gibt es schon lange nicht mehr. Zumindest nicht als Dorf…“
„W…W…WAS!?“, stotterte Oto. Das Med-Dorf sollte es nicht mehr geben? Dieser Gedanke fuhr durch Oto, wie ein Pfeil durch den Körper eines Feindes.
„Keine Angst, Kleines, du bist hier schon richtig… Aber sag mal, woher hast du diese Karte? Die muss ja uralt sein!“
„Ist das hier also das Med-Dorf?“, erkundigte sich Sayoko, die sich wieder anzog.
„Ja, ist es. Hier wurde einiges geändert in den letzten 50 Jahren. Dieses Dorf, dass für seine Ärzte und deren Talente bekannt war, wurde zu einer Weltmetropole, in der die größten Ärzte ihr können zeigen und sogar andere Unterrichten. Aber nicht nur das, da so viele Kranke hier her pilgern und hier geheilt werden und sich auch regenerieren müssen, fundierten hier nicht nur Krankenhäuser und Schulen, nein auch viel mehr Händler kamen hier her und… wie soll ich sagen? Das Dorf hat sich mehr und mehr ausgedehnt und ist zu einer riesigen Stadt geworden!“
„So ist das also“, murmelte Oto, atmete erleichtert ein und war froh, dass sich das Dorf nur zu einer Stadt entwickelt hatte. Da fiel ihr wirklich ein Stein vom Herzen.
„Was sucht ihr hier denn?“, wollte die Rothaarige wissen.
„Ich suche meine Eltern“, erzählte Oto, „Meine Mutter war krank, also ist Vater mit ihnen hier her gekommen…“
„Und du kommst sie also besuchen? Ist ja süß“
„Ja“, Otos Gesicht wurde leicht rot, „Und ich will hier meine Ausbildung als Ärztin anfangen.“
„Da bist du hier aber genau richtig! Yotsuba mein Name, schön dich kennen zu lernen“, lachte die Frau und stellte sich vor.
„Ich bin Oto, Oto Kitamuki“, stellte sich auch Oto vor.
„Sayoko“, warf Sayoko in den Raum.
„Ich bin, Shiana.“
„Kitamuki sagst du?“, wiederholte Yotsuba, während sie den anderen die Hand schüttelte.
„Ja, so heiß ich.“ Oto war ein klein wenig verwirrt.
„Ich glaube, ich kannte deine Eltern, ich habe mal kurz ihren Namen gehört, wenn du willst kann ich dir zeigen, in welchem Krankenhaus sie sich befinden müssten. Wenn sie da überhaupt noch sind, ich war schon eine lange Zeit nicht mehr in einem Krankenhaus, da ich diesen Job hier angenommen hatte, vor einigen Jahren.“
„Ist auch ein recht merkwürdiger Job“, war ein Kommentar Sayokos, welcher nicht überhört wurde.
„Unsere Aufgabe ist es, Leute, die in die Stadt wollen, erst einmal zu untersuchen, ob sie gesund sind oder nicht. Es könnte ja die Gefahr bestehen, dass etwas passiert, wenn Krankheiten, Viren und Bakterien in die Stadt geschleppt werden. In der Stadt gibt es viele Menschen, die gerade erst bei der Genesung sind oder schon genesen sind und wir wollen einfach nur das schlimmste vermeiden. Ist nunmal ein wichtiger Präventivschlag“, erklärte Yotsuba und verließ den Raum kurz.
„Das ist doch nachvollziehbar“, meinte Oto und machte sich weiterhin Gedanken über ihre Eltern.
Währenddessen waren die Jungs im anderen Raum auch schon fertig mit der Untersuchung und beide Gruppen trafen sich im Wartezimmer.
„Kommt ihr mit? Yotsuba wird mir zeigen wo meine Eltern sind“, fragte Oto stolz.
„Klar kommen wir mit“, lächelte Ginta.
Alle anderen nickten und so machten sie sich auf den Weg.
Während sie zum Krankenhaus liefen, kamen sie an vielen Restaurants vorbei, jedes mal kam ihn ein anderer, aber köstlicher Duft entgegen. Ryoma lief schon das Wasser im Mund zusammen.
Nach einiger Zeit durchquerten sie auch ein Viertel, in denen es Waffen gab. Neugierig spitzelte Ryoma durch die Schaufenster und entdeckte schon bald einen tollen Schwertladen.
Er entschuldigte sich bei den anderen und meinte er würde sofort nachkommen.
Als sie an einer Bücherei vorbei kamen, entschuldigte sich Jumon und verließ die Gruppe für einen Moment.
Nun kamen die Drei, die noch übrig waren, unter der Führung von Yotsuba, an einer kleinen Gasse vorbei. Mit einem guten Gefühl in seiner Magengegend schlenderte Ginta den anderen hinterher. Plötzlich sprang Myu aus seiner Tasche und rannte in eine kleine, dunkle Gasse.
Ginta rannte ihr hinter her und rief den anderen noch zu dass er gleich wieder kommen würde und dass sie schon vorgehen sollten. Shiana folgte Ginta intuitiv.
Nun war es nur noch Sayoko, die Oto auf ihren ‚letzten Metern‘ begleitete.
Schon bald kamen sie an einem Krankenhaus an, das nicht wie jedes andere normale aussah. Es hatte schon fast die Form eines gigantisches Schlosses. Die massiven Backsteinmauern hatte elegante Verzierungen an den Außenwänden und ein großer Turm ragte von der Mitte des Gebäudes in den Himmel.
Begeistert traten Oto, Sayoko und Yotsuba ein und kamen in einem riesigen Raum an, in dem einige Rezeptionistinnen an Thresen saßen. Hektisch liefen Ärzte in langen weißen Mänteln umher und Kranke wurden in Rollstühlen nach draußen oder wieder herein geschoben. So einen schönen Anblick hatte Oto noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Sie erinnerte sich an die Situation in dem Krankenhaus, in welchem sie in Funtraprolis für einige Zeit gearbeitet hatte. Dort war es nicht so schön, wie hier.
„Wenn das meine Eltern sehen!“, stieß es aus ihr begeistert heraus ohne wirklich darüber nachzudenken, was sie gerade gesagt hatte.
Sayoko seufzte. Dieses Mädchen brachte sie noch völlig durcheinander. „Wenn deine Eltern hier waren, haben sie es schon gesehen“, brachte Sayoko aus sich heraus, ohne fies gemeinte Kommentare laut auszusprechen.
„Also ihr Zwei, ich denke ihr kommt allein zurecht? Dann verschwinde ich mal wieder, tschüss“, verabschiedete sich Yotsuba, drückte Oto und lief zurück zum Stadttor.
Oto ging, sich immer noch von allem begeistert umschauend, direkt zur Rezeption und fragte nach ihren Eltern.
„Entschuldigen sie“, fragte Oto nach.
„Guten Tag, was kann ich für sie tun?“, begrüßte sie eine alte, grauhaarige Schwester.
„Ich suche nach meinen Eltern, sie müssten hier im Krankenhaus sein.“
„Die Nachnamen bitte.“
„Kitamuki.“
Die Schwester rollte auf einem Rollstuhl in einen kleinen Raum hinter einer Wand. Wahrscheinlich war das das Archiv.
Nach einigen Minuten kam sie wieder zurück gerollt.
Mit strahlenden Augen sah sie die Schwester an. Doch diese schaffte es nicht in Otos Augen zu sehen.
„Ihre Eltern waren hier…“, fing sie an zu erzählen, „Ihre Mutter ist wegen den folgen ihrer schweren Erkrankung gestorben und ihr Vater, ist spurlos verschwunden. Es gibt Gerüchte dass er sich ermordet hat, aber das weiß man nicht genau. Es tut mir so Leid für sie…“
In diesem Augenblick blieb alles in Oto stehen. Sie fühlte für einen Moment nichts und klappte auf dem Boden zusammen.
Tränen brachen aus ihr heraus und laut fing sie zu schluchzen an.
„Das hätten sie auch freundlicher sagen können!“, brüllte Sayoko die Schwester an die nun schuldig auf den Boden blickte.
Sayoko wischte sich schnell ein paar Tränen aus dem Gesicht und beugte sich dann zu Oto hinunter. Beruhigend strich sie über ihren Rücken und versuchte sie zu trösten.
In diesem Moment räusperte sich jemand hinter Sayoko, sie drehte sich um und sah den großen Kerl mit langen schwarzen Haaren, die er sich zu einem Zopf nach hinten gebunden hatte, an.
„Oto?“, fragte der Mann neugierig.
Schniefend drehte sie sich um und erblickte einen alten Bekannten.
„Ama!“, stieß es aus ihr heraus und sie sprang auf. Sofort nahm er sie in den Arm.
„Eh, w…w…was für eine schöne Begrüßung“, stotterte Ama.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie, noch immer in einem weinerlichen Ton.
„Ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich war viel zu lange naiv gewesen und dann dachte ich mir, wenn ich an diesem Strand bleibe, finde ich meine Eltern vielleicht, jedoch könnten sie dabei überall auf der Welt sein und auf mich warten. So wie ich auf sie gewartet habe. Also bin ich euch einfach nach gelaufen und habe auf meiner Reise Hinweise gesucht, ob ich irgendwo meine Eltern finden könnte.“
„Das hast du getan?“, wunderte sich Oto.
Sayoko reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie sich erst einmal die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Ja…“, beantwortete er die Frage und wurde leicht rot.
„Ah, Entschuldige!“, Oto wich einen Schritt zurück und schnäuzte sich, „Tut mir Leid dass du mich hier so siehst…“
Sayoko vertraute Ama zwar noch nicht so ganz, aber sie ging zu ihm hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin Ama ein bedrücktes Gesicht machte.
Jetzt nahm er Oto wieder in den Arm und sagte: „Das mit deinen Eltern tut mir Leid…“
Nun brach sie wieder in Tränen aus.
Zuvor…
„Myu bleib doch endlich stehen!“, rief Ginta, der Myu hinterherrannte. Geschickt musste er zwischen großen Kartons, Mülleimern und anderen Dingen hin und her springen um die schwarze Katze zu erwischen. Shiana tat sich schwer Ginta und Myu zu verfolgen, der Abstand zwischen ihr und Ginta wurde immer größer.
„Bleib endlich stehen!“, rief er noch ein letztes Mal, bevor er Myu endlich aufhalten konnte. Er machte einen letzten Sprung und packte sie.
„Hab ich dich…“, sagte Ginta erleichtert, „Was machst du auch immer wieder für Ausreißer!?“
Myu hatte nichts besseres vor als unschuldig zu Miauen und schleckte sich die Pfote ab.
Ginta blickte auf und was er erkannte, verwunderte ihn. Er hatte wirklich nicht erwartet, hier in den dunklen Gassen der Stadt, plötzlich ein kleines Häuschen zu finden, in dem Licht brannte. Vor allem, weil das Häuschen ziemlich viele Ähnlichkeiten mit dem Haus hatte, welches er damals in Kueteika fand. Ein mulmiges Gefühl wurde in ihm wach.
„Das ist doch nicht wieder so ein…“, murmelte er und bevor er seinen Gedanken beenden konnte, öffnete sich auch schon eine Tür.
„Ah, da bist du endlich, Ginta…“, begrüßte ihn ein alter Mann mit Glatze und Kinnbart. Wie bestellt legte dieser einen großen Fisch für Myu auf die Veranda.
„Braves Kätzchen…“, murmelte er und wandte sich wieder zu Ginta, „Komm doch rein, komm doch rein.“
Ginta seufzte auf und nuschelte: „Wusste ich es doch.“
Er folgte der Einladung des Mannes und betrat das kleine Haus.
Ginta setzte sich auf das Sofa und der Mann brachte Tee und Kekse.
„Ginta…“, fing der alte Mann an, „Ich bin Natoku, einst habe ich deinen Vorfahren Gaara trainiert und ihn ein wenig auf seiner Reise begleitet…“
„Lassen sie mich raten“, unterbrach Ginta ihn, „Jetzt wollen sie mich trainieren?“
„Du bist ein schlaues Kerlchen, das muss man dir lassen. Ganz anders als dein Vorfahre!“, lachte Natoku und hielt sich den Bauch, „Ja und deswegen wollte ich dich bitten, dass du die anderen dazu bringst einen Monat hier zu bleiben, ist das in Ordnung?“
„Einen Monat? So lange?“, wunderte sich Ginta, „Aber ich will endlich zu den Shal!“
„Meinst du so stark wie du jetzt bist, schaffst du es sie zu besiegen?“, Natokus Stimme wurde plötzlich ernster, „Die Leute gegen die du bisher gekämpft hast sind nicht mal ein Zehntel so stark wie das, was noch auf dich zukommt. Willst du das Risiko eingehen, dass deine Freunde verletzt werden?“
In diesem Moment sah er ein Bild seiner Freunde vor sich, wie sie grinsend vor ihm standen. Er wollte nicht, dass ihnen etwas passierte.
„Nein..“, antwortete er.
„Dann bring sie dazu einen Monat zu bleiben. Das wichtigste Training und die Erweckung deiner Fähigkeiten sollte man in einem Monat unter den Hut bringen.“
Natoku nahm seine Tasse schlürfte daran und knabberte danach auf einem Keks herum.
Ginta saß still da, seine Händen in den Schoß gelegt und sein Blick darauf gerichtet.
Plötzlich fühlte er in sich ein komisches Gefühl, als wäre irgendetwas passiert.
„Ich muss los!“, stieß es aus ihm heraus, „Ich überrede sie bis morgen einen Monat zu bleiben!“
Ginta packte seine Tasche, zerrte Myu von dem Fisch weg und rannte los.
Draußen in den Gassen, traf er dann auf Shiana, die ihm entgegenlief. Schnell rannte er mit ihr wieder in die andere Richtung und erklärte ihr alles auf dem Weg.
Sein Gefühl leitete ihn durch die halbe Stadt, bis er zu einem großen Krankenhaus kam. Er stürmte hinein und sah wie seine Freunde und auch Ama beisammen um Oto herum standen.
„Was ist passiert?“, fragte Ginta neugierig nach.
„Es geht um Oto“, sagte Sayoko und erklärte Ginta und Shiana die ganze, traurige Geschichte.
Tröstend nahm er Oto in den Arm und drückte sie fest.
Sie nahmen sich die Zeit um mit Oto über das Geschehene zu reden.
Dann fand auch Ginta die richtige Gelegenheit, seine Bitte vorzutragen.
„Leute, ich muss euch um einen Gefallen bitten…“, fing Ginta an.
„Ginta, wir müssten dich auch um etwas bitten“, fügte Oto hinzu.
„Können wir einen Monat lang hier bleiben?“, sagten beide gleichzeitig.